Gotland

Sicher, Visby hat in der Vergangenheit glanzvollere Zeiten erlebt. Aber macht es Sinn, der Vergangenheit nachzutrauern:

Aber was Nils Holgersson nicht sah, das war, daß diese Stadt auch heute noch schön und merkwürdig ist. Er sah weder die hübschen Häuschen in den hinteren Gäßchen, mit ihren geschwärzten Mauern, ihren weißen Hausecken und der roten Pelargonienpracht hinter den blitzblanken Fensterscheiben, noch die vielen prächtigen Gärten und Alleen, und ebensowenig die großartige Schönheit der mit Schlingpflanzen bewachsenen Ruinen. Seine Augen waren so erfüllt von der vergangenen Herrlichkeit, daß er an der gegenwärtigen nichts Gutes sehen konnte.

Die Wildgänse flogen ein paarmal über der Stadt hin und her, damit Däumling alles recht genau sehen könnte. Zuletzt ließen sie sich in einer Kirchenruine auf dem grasigen Boden nieder, um dort zu übernachten.

Als die Gänse schon schliefen, war Däumling immer noch wach und schaute durch das zertrümmerte Dachgewölbe zu dem blaßroten Abendhimmel empor. Nachdem er so eine Weile in Gedanken versunken war, beschloß er, sich nicht mehr darüber zu grämen, daß er die versunkene Stadt nicht hatte retten können.

Nein, jetzt wollte er nicht mehr trauern! Wenn die Stadt, die er gesehen hatte, nicht ins Meer versunken wäre, hätte sie vielleicht nach einiger Zeit ebenso arm und verfallen ausgesehen wie diese hier. Vielleicht hätte sie der Zeit und der Vergänglichkeit auch nicht widerstehen können, sondern wäre bald gewesen wie diese hier mit ihren Kirchen ohne Dächer, mit Häusern ohne Zierat und mit ihren einsamen leeren Gassen. Da war es doch besser, sie stand im Verborgnen dort unten in all ihrer Herrlichkeit.

"Es wird ja wohl so am besten sein, wie es gekommen ist," dachte er. "Ich glaube, selbst wenn ich die Macht hätte, die Stadt zu retten, würde ich es jetzt wohl nicht mehr tun."

Von da an trauerte er nicht mehr über diese Sache. Und es gibt sicher viele, die so denken, weil sie noch jung sind. Aber wenn die Menschen alt werden und sich daran gewöhnt haben, sich mit wenigem zu begnügen, dann freuen sie sich mehr über das Visby, das da ist, als über das schöne Vineta auf dem Meeresgrund.


Visby lebt, nicht nur in der Urlaubshochsaison Mitte Juni bis Anfang August, und insbesondere während der politischen Almedalwoche. Die ganze Insel ist eine glänzende Perle, das ganze Jahr. Und ich habe meine Weltsicht seit meiner ersten wunderbaren Reise natürlich grundlegend geändert!













Von oben, das Paradies (Café) hat leider noch geschlossen; die Stadt ohne Dächer; Domkirche 'Heilige Maria' mit Detail an der Ostseite der Fasade; Visby-Stadtmauer beflaggt für den Nationaltag (6. Juni).

Unten, das grösste Mühlenrad Nordeuropas am alten Gutshof Lummelund; Hångers Quelle (bei Lärbro), die Israel Kolmodin zum Verfassen des bekannten Sommarpsalm 'Die Blumenzeit kommt nun' inspirierte; Vogelparadies am Skärsudden.






















Von oben, das Grab von Tjelvars, gemäss der Gutasagan der erste Mensch auf Gotland, aus der Bronzealterzeit, in der Form eines Schiffes; zwei Bilder: Sommerabendstimmung am Grabfeld von Gålrum (bei Alskog) mit 122 Grabstätten.

Unten, durch Erosion entstandene Kalksteinfelsen (Raukar) - bei Lickershamn (Grausne norra raukområde) und Klinteklinten (bei Boge) sowie jeweils prächtige Flora in der Umgebung, Flieder und Alpen-Kuhschelle.





















Die Kirche von Linde, Aussen- und Innenansicht. Hier zeige ich eine Auswahl von Kirchen auf Gotland.



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